Kolumnen von Benedikt Weibel
Freuden des Winters
"SUVA Kundenmagazin" 1. Dezember 2017
Wenn die Tage kürzer werden, beginne ich an die Freuden des Winters zu denken. Der grösste Genuss, der diese Jahreszeit für mich zu bieten hat, ist eine schöne Skitour. Wer auf eine Skitour geht, muss sich bewusst sein, dass er ein Risiko auf sich nimmt. Zwei meiner Bekannten sind auf einer Skitour nach einem Sturz in eine Gletscherspalte ums Leben gekommen. Grundsätzlich seilt man sich auf einem Gletscher an, auch auf einer Skitour. Aber nur im Aufstieg, weil am Seil abfahren wirklich keinen Spass macht. Deshalb habe ich mich schon vor längerer Zeit für die wirksamste Massnahme im Rahmen eins Risikomanagements entschieden: Vermeidung des Risikos. Ich beschränke ich mich seither auf Touren in den Voralpen. Das zweite grosse Risiko auf einer Skitour sind Lawinen. Da war ich schon immer ziemlich paranoid und habe lieber auf die Tour verzichtet, als mich dem Risiko auszusetzen. Heute gibt es wunderbare Tools, welche die Gefahrensituation sehr detailliert darstellen. Auch hier gilt es, im Zweifelsfalle das Risiko zu vermeiden und nein zu sagen.
Am sichersten wäre es, überhaupt keine Skitour mehr zu machen. Dann würde ich aber auf ein Erlebnis höchster Lebensqualität verzichten. Ich mag das langsame, fast meditative Aufsteigen mit den Fellen an den Skiern. Ich bemühe mich, eine schöne Aufstiegsspur anzulegen. Ich geniesse es, auf dem Gipfel zu stehen, überwältigt von der Aussicht und mit der Vorfreude auf die Abfahrt. Gelingt es mir, eine schöne Abfahrtsspur in den Schnee zu legen, dann ist das der perfekte Tag gewesen. Deshalb nehme ich ein Restrisiko in Kauf, tue aber das Mögliche, dieses so tief wie möglich zu halten. In diesem Winter kommt noch ein zusätzlicher Risikofaktor hinzu. Ich war nach diversen Vorfällen neun Monate lang mehr oder weniger immobil und stand im vergangenen Winter nie auf den Brettern. Deshalb stehe ich nun jeden Morgen früh auf und ziehe konsequent mein Übungsprogramm durch.
Benedikt Weibel