Kolumnen von Benedikt Weibel

Wandern macht glücklich

"Wandermagazin SCHWEIZ" 1. Juni 2017

Im Jahr 2000 waren 25 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz regelmässige Wanderer. Heute sind es 44 Prozent. Das ist eine phänomenale Steigerung. Und eine erfreuliche Nachricht für die Volksgesundheit, gilt es doch als erwiesen, dass Wandern eine ausgeprägte gesundheitsfördernde Wirkung hat. Und zwar auf Körper und Psyche. Deshalb setzen sich auch Psychiater, Onkologen und Glücksforscher mit den Auswirkungen von Bewegung in der Natur auseinander. Eine Studie zweier medizinischer Fakultäten in Österreich hat Probanden in drei Gruppen aufgeteilt. Die Gruppe der Wanderer hat sich auf eine dreistündige Wanderung begeben. Die zweite Gruppe hat regelmässig auf dem Laufband trainiert. Die dritte Gruppe geht vorwiegend einer sitzenden Tätigkeit nach. Die Untersuchungen zeigen, dass bereits eine einzige Wanderung von etwa drei Stunden die psychische Gesundheit positiv beeinflusst. Die Stimmung verbessert sich, die Gelassenheit nimmt zu, Gefühle wie Energielosigkeit und Angst sinken. Das regelmässige Trainieren auf dem Laufband führt zu denselben Effekten, aber wesentlich weniger ausgeprägt. Bei vorwiegend sitzender Tätigkeit steigen Angst und Energielosigkeit an. Diese Auswirkungen lassen sich physiologischer Ebene exakt messen. Bei den Wandernden reduziert sich der Cortisolspiegel, was den Stress deutlich reduziert. Kein Zweifel. Wandern macht glücklich. Deshalb wird Wandern auch als Therapieansatz bei psychischen Erkrankungen eingesetzt. Selbst bei Krebserkrankungen wird Wandern therapeutisch eingesetzt. „Outdoor against Cancer“ ist eine Initiative, die schwer an Krebs erkrankte Menschen zu Bewegung im Freien animiert und damit ihre Lebensqualität erhöht.

Ohne jede Ahnung von Glücksforschung hat ein amerikanischer Quäker vor langer Zeit eine Anleitung zum Glücklichsein verfasst. Darunter ein Ratschlag mit zeitloser Gültigkeit: "Every day take a 30-minute walk."

Benedikt Weibel