Kolumnen von Benedikt Weibel
Wie man SUVA-Prämien spart
"SUVA Kundenmagazin" 1. Juni 2016
Die Unfallserie von 1994, die ich in meiner letzten Kolumne beschrieben habe, hat die SBB in eine tiefe Krise geführt. Das Sicherheitsprogramm war in Realisierung. Vor allem aber galt es, die Sicherheitskultur fundamental zu verändern. Wir kamen zum Schluss, dass die Unfallhäufigkeit der beste Indikator für diese Kultur ist. Diese Zahl war mit über 11 Unfällen pro hundert Mitarbeitenden erschreckend hoch. In zwei Jahren wollten wir die Marke unter 8 drücken. Sicherheit wurde auf allen Stufen zu einer obersten Priorität. Mit 8,2 Unfällen pro 100 Mitarbeitenden verfehlten wir die Vorgabe. Wir liessen uns nicht beirren und wollten im nächsten Jahr unter 7 kommen. Mit 7,1 schafften wir es wieder knapp nicht.
Dann begann der Prozess zu stocken. Wir fragten uns, ob die Zeit der grossen Sprünge vorbei war. 1999 reiste ich mit einer Delegation der SBB in die USA, um von den Strategien der amerikanischen Güterverkehrsbahnen zu lernen. Wir besuchten kleine und grosse Unternehmen. Wo wir auch hinkamen beeindruckte uns die Präsenz des Themas Sicherheit. Sogar in die Stoffservietten beim CEO-Lunch war Safety first eingestickt. Der CEO von Union Pacific erklärte uns, dass der hohe Sicherheitsstandard eine Folge der Power der amerikanischen Anwälte sei. Wir fragten ihn nach der Anzahl Unfälle pro hundert Mitarbeitenden. Knapp 3, meinte er. Union Pacific führte damals etwa 600 Züge pro Tag (SBB: 6'000) auf einem Netz von 30’000 km (SBB 3'000 km). Trotz der viel anspruchsvolleren Ausgangslage nahmen wir uns vor, den Level von Union Pacific erreichen.
Benedikt Weibel